Offene Schule Köln

Auszeichnung

Architekt*in: Hausmann Architektur
Bauherr*in: Projektgesellschaft ODK Bildung Sürther-Feld
Fotograf*in: Simon Veith, Jörg Hempel

Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2024“:

Das pädagogische Konzept der Offenen Schule ist neu, innovativ und bei Kindern, Jugendlichen sowie Lehrenden beliebt. Die Schule wird zu einem Lern- und Lebensraum, was Engagement von allen erfordert. Die Kernpfeiler dieser Bildungslandschaft bestehen aus Inklusion, individueller Förderung, kleinen und altersübergreifenden Lerngruppen und großer Vielfalt. Die Offene Schule Köln (OSK) ist ein Lernort, den die Schülerinnen und Schüler mit einer Vielzahl von Abschlüssen verlassen können – ohne verpflichtendes Schulgeld und für alle Kinder ohne Selektion nach Leistung, Herkunft und sozialem Status.

Die privat getragene, zweizügige Grund- und Gesamtschule entschied sich für einen Neubau in Köln Rodenkirchen mit „Werkstatt-Charakter“. Das 2022 fertiggestellte Gebäude vom Büro Hausmann Architektur (Aachen, Köln) stellt die Basis der notwendigen Flexibilität im Schulalltag. Die Räume wandeln sich situationsbezogen, bieten den Schülern und Schülerinnen alle Entfaltungsmöglichkeiten und den Lehrenden maximale Flexibilität. Die Architektur erweist sich als äußerst dynamische Form für verschiedenste Bedürfnisse, die trotz ihrer Einfachheit eine maßgeschneiderte Lösung für die individuellen Bedarfe sowohl neuer Jahrgänge als auch einzelner Schülerinnen und Schüler bildet.

Umsetzbar wurde die Idee des veränderbaren Schulgebäudes für das Team von Hausmann Architektur und dem Träger durch das Prinzip der Industriebauweise, die im Kontext vom Bau einer Bildungseinrichtung im ersten Moment unüblich wirkt. Doch liegen die Vorteile auf der Hand. Industriebau ist kostengünstig und robust. Die Verwendung von vorgefertigten Materialien ermöglicht eine schnelle Bauzeit; zugleich machen ihn die Vielseitigkeit in Gestaltung und Anpassung zu einer attraktiven Option für verschiedene Stile. Die Konstruktion besteht aus Stahlbeton.

Die Materialität verleiht dem Schulgebäude ein modernes, zeitgemäßes und zugleich robustes Ausstehen und trägt mit glatten Oberflächen und klaren Linien zu einem offenen Erscheinungsbild bei. Durch die Möglichkeit, die Oberflächen individuell zu behandeln, sind eine Vielzahl von Ideen und Gestaltungen im Innenbereich umsetzbar.

Die Kombination von Stahlbeton mit großen Fronten aus Profilglas erzeugt eine ästhetisch ansprechende Kontrastwirkung. Das solide Erscheinungsbild des Betons bildet einen interessanten Kontrast zur Leichtigkeit der Glasflächen. Diese spannungsvolle Kombination schafft eine zukunftsgewandte, offene Atmosphäre im Gebäude, die viel Tageslicht und eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Außenbereich ermöglicht.

Überzeugend ist für die Jury bei diesem in aller Konsequenz aufs Wesentliche reduzierte, flexibel nutzbaren Schulneubau auch die durchgehend barrierefreie Planung (!) sowie das gelungene Zusammenspiel der clusterartigen Anordnung von Klassenräumen, Zwischenzonen und Lerneinheiten. Die innere Bespielung und Möblierung füllt die „Werkstatt-Schule“ authentisch mit Farbe, Formen, Materialien und Leben. Hier bleibt Raum für jeden, ist Platz für alle. Mit der OSK haben Hausmann Architektur einen außergewöhnlichen und optimistischen Schulbau geschaffen, der dem berühmten Mies van der Rohe-Zitat „Weniger ist mehr“ eine brillant neue Bedeutungsebene verleiht: „Durch Weniger mehr für alle.“ Die Jury würdigt dieses außerordentliche Projekt in aller Eindeutigkeit mit dem Kölner Architekturpreis 2024.