Seniorenwohnen Horionstraße
Anerkennung
Architekt*in: Zeller Kölmel Architekten
Bauherr*in: Ev. Kirchengemeinde Pulheim
Fotograf*in: Nikola Tácevski
Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2024“:
Unsere Gesellschaft wird immer älter, die Anzahl der Seniorinnen und Senioren wächst. Hinsichtlich ihrer Wohnbedürfnisse setzt sich diese Nutzergruppe aus sehr unterschiedlichen Profilen zusammen, die jeweils spezifische Wohntypologien benötigen. Das heutige Wohnungsangebot muss darauf reagieren: sowohl in der Vielfalt der Typologien als auch in der Qualität der architektonischen Ausprägung. Bisher wurde diesem Thema jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Mit diesem besonderen Wohnungsbauprojekt am Stadtrand von Köln bieten Zeller Kölmel Architekten eine innovative Lösung für eine der lokalen Gruppen von älteren Menschen. Der Bauherr, die Friedenskirche in Pulheim-Sinnersdorf, besitzt ein schmales, langes Grundstück neben der Kirche. Deren Mitglieder benötigen dringend ein Wohnungsangebot, das den Wechsel von Einfamilienhäusern zu kleineren, barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen ermöglicht.
Das Projekt bietet auf diese Fragestellung eine gelungene Antwort und besticht durch seinen architektonischen Ausdruck von Intimität und Individualität. Die volumetrische Gliederung und der atmosphärische Einsatz der Materialien sind sensibel eingesetzt. Der Bau wirkt edel – bei einem bescheidenen Mietpreis. Insgesamt zehn Wohneinheiten mit je 60 bis 80 Quadratmetern und Tiefgaragenstellplatz sind hier entstanden. Im Stil von Reihenhäusern, zweigeschossig mit Laubengängen, verfügen die Wohnungen über eigene Hauseingänge und Terrassen. Die Bewohner genießen das Gefühl einer eigenen Wohnung, sind dabei aber nicht isoliert, sondern eingebunden in eine Gemeinschaft: umgeben von sozialen Kontakten und einem offenen Nachbarschaftsangebot der Kirche.
Die Wohnbebauung von Zeller Kölmel Architekten fügt sich harmonisch in die Umgebung, einer Wohnsiedlung aus Einfamilienhäusern, ein. Die Gliederung des Gebäudes in kleinere Einheiten wird von der Jury begrüsst. Im Querschnitt besteht der Baukörper aus gestaffelten und reizvolle Volumen. Im Längsschnitt werden durch die Kombination von Steildach und Flachdach pro Wohnung unterschiedliche Atmosphären für die einzelnen Wohnräume geschaffen und zugleich die Gliederung des Gebäudes zum Ausdruck gebracht. Es entsteht eine kleinteilige Maßstäblichkeit mit dem Ausdruck von Individualität. Im Sinne der Thesen von Christopher Alexander sind die Wohnungseingänge sowie die Terrassentüren räumlich zurückgesetzt. Durch die kleinteilige Gliederung entstehen spannende Raumfolgen von grösseren und kleineren Räumen. Unverständlich bleibt jedoch der untere Laubengang, der abrupt an der Unterseite der darüber liegenden Treppe endet.
Die Backsteinfassaden interpretieren und bespielen der lokalen, historischen Verwendung des Materials. Geschlossene Fassaden stehen gegenüber Lochmauerwerk im Bereich der unbeheizten Eingangshalle, des unteren Laubenganges und der Terrassenbrüstungen. Das Ergebnis ist eine optische Leichtigkeit und haptische Nähe, in der die Sonne durchscheint und starke Stimmungen erzeugt. Spannende Ausblicke verändern sich mit der Bewegung des Betrachters. Der gemeinsame Eingangsbereich aus Lochmauerwerk markiert den Auftakt der Bebauung zum Quartier und verwandelt das sonst übliche, wenn auch oft triste Treppenhaus in einen umhüllten Ort mit bewegtem Licht- und Schattenspiel.
Die Wohnungen wirken großzügig, hell und transparent. Die Grundrisse sind in Verbindung mit der Gliederung der Decken und Fenster effizient und kompakt, aber vielfältig. Im Inneren werden die einzelnen Räume sensibel mit der Decke und den Fenstern artikuliert. Die geneigten Dächer sind im Innenraum erlebbar. Räumige, individuell gestaltete Terrassen verstärken den Ausdruck des Individuums. Schmale Treppen von jeder Terrasse bilden den direkten Zugang zu den Gärten. Da die Gemeinschaftsgärten nicht realisiert wurden, fehlt dem Gartenraum noch eine adäquate gestalterische Idee. Die Jury wünscht sich mehr solche Ideen und Ansätze für altersgerechte, neue Wohnformen und würdigt das Projekt „Seniorenwohnen Horionstraße“ mit einer Anerkennung.