Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2010“:
Kein Gebäude wurde so diskussionslos und einstimmig für die Auszeichnung nominiert wie das neue Museum Kolumba.
Peter Zumthors Bau ist ein Ausnahme-Museum, gerade weil es im Spektakelwettkampf der Kulturbauten so spröde und kontemplativ auftritt. Mit Ausnahme der stark gemaserten roten Holzvertäfelung im Lesezimmer sind alle Elemente dieses Kunstwerks still, respektvoll und sinnlich in Zurückhaltung. Selbst die drei kräftigen Lichttürme im obersten Stockwerk, die den Kunstwerken eine aufwärtsstrebende Erhabenheit schenken, bleiben dabei rücksichtsvoll.
Komponiert als eine Burg des Lichts und der wechselnden Volumina, besteht dieses Ausstellungshaus aus unaufdringlichen Sensationen. Jeder Saal des Aufstiegs durch die Kunst zeigt andere Proportionen und Beleuchtungsverhältnisse, dunkel und flach öffnet sich in weit und hell, künstlich beleuchtete Kabinette wechseln sich ab mit den von Tageslicht durchfluteten Sälen, die mit ihren großen Fenstern auch die Fassade strukturieren. Der Filterfries aus gelbem Klinker, der die Ausgrabungen in der alten St. Kolumba-Kirche beleuchtet, um deren Fundamente und Reste das Museum herumgearbeitet wurde, ist eine ebenso glückliche Erfindung von Zurückhaltung und Einkehr wie der „Klosterhof“ hinter dem Eingang, der auf dem alten Friedhof einen Ort von geradezu spiritueller Kraft schafft.
Auch im zeichen- und stilüberfluteten Stadtraum zwischen Einkaufspassagen, WDR-Gebäude und Opernplatz erzeugt Zumthors protestantische Strenge einen Ruhepol, in dem die Reste der katholischen Architektur mit größter Sorge aufgehoben sind. Seine geniale Fähigkeit, den Geist der Sinn- und Antwortsuche, der Besinnung und der Demut in zeitlose haptische und optische Qualitäten zu übersetzen, lässt die Prophezeiung zu, dass Peter Zumthors Kolumba auch in hundert Jahren noch den Kölner Architekturpreis gewinnen würde.
Text: Till Briegleb