Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2014“:
Das bebaute Grundstück auf dem Universitätscampus ist nicht von vorneherein nach Größe und Lage privilegiert. Die Architekten heben selbst hervor, dass man bei der Gestaltung der Freiräume, die ursprünglich als Orte des Austausches und als Treffpunkte gedacht waren, in den vergangenen Jahrzehnten dieser Funktion zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Eine gewisse Beziehungslosigkeit und Regellosigkeit ist unübersehbar. Dem wollten die Architekten etwas entgegensetzen und eben auch den Außenraum so strukturieren, dass das angenehme Spiel von Öffnung und fast intimer Hofbildung wieder aufgenommen wird. Dies ist ihnen durch die Gebäudeform mit ihren ausladenden und leicht abgewinkelten Flügeln sowie einer klaren und orientierenden Fassade hervorragend gelungen. Wie ausgebreitete Arme begrüßen sie die Ankommenden und lenken sie auf den zentralen Eingangsbereich. Diese Geste nimmt diejenige des ihm gegenüberliegenden Gebäudekomplexes aus den 60er Jahren auf und bildet so einen angenehmen, platzartigen Außenraum. Zugleich wertet der Neubau den Gutbrodschen Altbau, der etwas heruntergekommen wirkt und dessen Vorfeld zu verkommen droht, so auf, dass auch dessen Wiederbelebung in greifbarer Nähe scheint.
Das Seminargebäude demonstriert mit seinem Sichtbeton, den dunklen Parkettböden und Lärchenholzwänden eine Materialkultur, die mit dem beton brut des Gutbrodschen Radikalismus korrespondiert und auch hier im Sinne einer Wertbetonung angenehm wirkt.
Die Innenräume selbst sind zwar großzügig angelegt, aber hier fragt man sich, ob die gelungene Aufwertungsgeste sich nicht auch noch in einer weniger konventionellen Ausstattung und Möblierung niederschlagen müsste. Dies bleibt aber ohne Auswirkung auf den gelungenen Gesamteindruck.