Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2024“:
Es fehlt weiterhin an Wohnraum in der Stadt. Mit dem Projekt „Mittendrin in Alt-Sülz“ findet das Team von Duplex Architekten (Zürich, Hamburg, Düsseldorf) zusammen mit der Genossenschaft eine maßgeschneiderte und zugleich flexible Antwort für mehrere Generationen und individuelle Lebensmodelle auf die wachsende Wohnungsfrage, die sich gut in ihr Umfeld eingliedert und die Nachbarschaft im Köln-Sülz um ein offenes Eckhof-Ensemble ergänzt und den Blockrand verdichtet. Für Deutschland sind subversive Bauten mit modernen Wohnformen und Gemeinschaftsangebote für soziale Vielfalt noch lange kein Standard.
Beachtlich ist die Gestaltung der vielfältigen Wohnungsgrundrisse und die Verdichtung der Wohnungstypologien, wobei keine Wohneinheit der anderen gleicht. Neben Barrierefreien Wohnungen für ältere Menschen und kleinen Appartements für Einzelpersonen gibt es verschiedene Grundrisse, die familiäres Wohnen in unterschiedlichen Zusammensetzungen ermöglichen. Ein grüner Innenhof als Begegnungsort für Hausgemeinschaft und Nachbarschaft sowie gemeinschaftlich nutzbare Hobbyräume und eine Gemeinschaftsterrasse mit offener Küche für Alle ergänzen das Wohnangebot. Zudem gibt es nach schweizerischem Vorbild die Typologie der Stöckli-Wohnungen, die sich an unproblematisch an die Familienwohnungen koppeln lassen und so alternative Wohnmodelle insbesondere von mehreren Generationen ermöglichen.
Das Gebäude an der Marsiliusstraße ist in seiner Architektursprache spannungsvoll, sorgte aufgrund seiner romantisch-rebellischen Anmutung abseits konventioneller Gestaltungsprinzipien allerdings für reichlich Diskurs innerhalb der Jury. Aufgrund seines außergewöhnlichen Konzepts (Nutzungsmischung, Lebendiges Erdgeschoss, Soziale Dichte, Begegnungsorte), der gelungenen Eingliederung in die Nachbarschaft und der offensichtlichen Zufriedenheit der Bewohnerschaft würdigt die Jury das Wohnprojekt mit einer Anerkennung.