Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2010“:
Kaltes klares Wasser – der Neubau des Regenwasserklärwerkes macht Lust darauf, vor allem wenn man durch das ansonsten schmuddelige und unansehnliche Industriegebiet entlang des Rheines im Norden Kölns fährt. Hier reihen sich Industriehallen, Müllverbrennungsanlagen, Öllager und Autofabriken meist gesichtslos und ohne Bedacht um deren öffentliche Wirkung zum Ufer des Rheines gebaut, aneinander.
Das Entwurfskonzept zeigt die Abläufe der Reinigung als Prozess. Die notwendige Technik wirkt durch die amorph überformte Hülle mit reinem weißen grobmaschigen Streckmetall aufgeräumt und fast klinisch sauber. Im Kontrast zur dieser „weißen Wolke“ wird zum Rheinufer als Schnittfläche das Produkt dieses Prozesses – gereinigtes Regenwasser – an einer rauen massiven konkav geformten aus Basaltsteinen gemauerten Wand zur Schau gestellt, die eben mit diesem Wasser berieselt und im Laufe der Jahre über die Fugen mit Moos bewachsen wird.
Das Schöne an der Lösung ist, dass sie auch ohne Erklärung auskommt. Sie wirkt aus der Ferne durch die Größe und konkave Wölbung der Wand als selbstverständliche, unaufdringliche „landmark“ am Rheinufer und bietet aus der Nähe zusätzlich ein sinnlich wahrnehmbares Erlebnis.
Im Unterschied zu vielen anderen Lösungen dieser Bauaufgabe wird das technische Bauwerk hier nicht mit einer kunsthandwerklichen Verkleidung eingehüllt oder als Teil einer bunten nächtlichen Lichtinszenierung der Stadt interpretiert, sondern die Lösung ist wohltuend unaufdringlich.
Das Projekt ist sowohl eine gute Werbung für die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe, denen man einen verantwortlichen Umgang mit der Natur als auch ein lecker aufbereitetes Wasser zutraut, als auch eine Bereicherung des öffentlichen Raumes entlang des Rheinufers.
Text: Markus Schwieger