Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2010“:
1912/13, 1960 – 2008, eine lange Bauzeit, viele unterschiedlichen Nutzungen. Unendlich viele verschiedene Konstruktionen und Materialien als Zeitzeugen einer heterogenen Baugeschichte sind hier in den Seilerhöfen verarbeitet worden.
Die Seilerhöfe sind lang, so lang wie sie eben früher für die Seilproduktion erforderlich waren. Und die Seilerhöfe sind tief, es waren schließlich auch Lagerhallen.
Eine einfarbige Blechverkleidung über dem Bestandsockel wickelt sich um diese industriell geprägten Großformen, bindet alles Vorgefundene zusammen und stärkt die Figur in ihrer städtebaulichen Wahrnehmung. Der industrielle Charakter bleibt trotz Nutzung als Bürogebäude durch die Materialwahl erhalten und fügt sich so in seine Umgebung angenehm unaufgeregt ein. Charmant ist das Zusammenspiel der rauhen, absorbierenden Betonoberflächen der Bestandspfeiler und des glatten, perfekt wirkenden Bleches.
Hinter den Fassaden verbergen sich wahre Bürooasen. Private und halböffentliche Innenhöfe unterschiedlichster Ausformung liegen in der Tiefe der Hallen und werden von den Nutzern als erweiterte Arbeits- und Aufenthaltsräume genutzt. Der Mehrwert der durch die Einschnitte hier erzeugt wurde, ist nicht nur der Belichtung geschuldet, sondern strukturelles Element des Gebäudes.
Unvoreingenommen widmete man sich bei den Seilerhöfen auch weniger noblen Materialien wenn diese noch intakt waren. Die Improvisationskunst, die beim Umbau der Seilerhöfe von Nöten war, spürt man nicht wirklich. Entspannt hat man hier Architektur geschaffen. Diese Entspanntheit hat sich auf die Nutzer übertragen.