Juryurteil „Kölner Architekturpreis 2010“:
Vereinsarchitektur ist das Grauen, gerade im Fußball. Die meisten Geschäftsstellen, Stadioncenter oder Trainingsgelände sehen aus wie Sanitärbetriebe, aufgemöbelter Ostblock mit verspiegelten Fenstern oder Psychoknäste für Speditionsangestellte im Gewerbegebiet von Herne oder Eisenach. In diesem Zusammenhang ist die Erweiterung des Geißbockheims geradezu eine Erscheinung. Eine Fassade mit Rhythmus und Stil, die der Schönheit des Fußballspiels eine architektonische Antwort gibt: Die Kunst der Variation, entwickelt aus einem fest gelegten Raster, bestimmt die Ordnung der Stützen und Fenster wie beim Fußball die Regel die Möglichkeiten des Spiels. Das Gesamtbild des Fassadenbandes zum Trainingsgelände hin bleibt trotzdem gefasst wie das Kreideviereck des Spielfeldes. Und auch der Vereinspatriotismus findet in der Ansicht seinen Platz, allerdings nicht in plakativer Hurrah-Manier. Die Farben des 1. FC Köln bestimmen die Elemente, ohne aufdringlich zu werden. Punktuelle rote Aluminiumflächen, schwarze Fensterrahmen und das weiße Lochfassadenraster ergeben zusammen den Farbdreiklang des FC, der sich auch innen fortsetzt, unter anderem mit rotfarbigen Sitzalkoven im weißen Flur mit schwarzen Belägen.
Als Erweiterung des alten Geißbockheims bildet die Architektur von Römer Partner Architektur eine etwas gewöhnungsbedürftige Collage mit dem Gelbklinker des Bestands, der doch stark für die Vereinssport-Atmosphäre der Fünfziger steht, und blockiert zudem die Sicht von der Café-Terrasse auf das Trainingsgelände. Die architektonische Ankunft im Fußballzeitalter von High-Tech, Datenbank und Millionentransfers ist über diese liegende Himmelsleiter trotzdem sehr gelungen.
Text: Till Briegleb